Rückblick auf 75 Jahre EG Samerberg zum Jubiläumsabend am 05.Oktober 1994 im Gasthof Huber in Eßbaum

Heute vor genau 75 Jahren wurden in einer Versammlung im Gasthof Pallauf in Törwang die Statuten für die Elektrogenossenschaft Samerberg u U festgelegt und somit die Voraussetzungen für die gerichtlichen Eintragungen getroffen.

Dieser Versammlung ging die eigentliche Gründungsversammlung,am 26. August 1919, die hier in diesem Saale des Michael Huber zu Eßbaum stattfand, voraus. In den vorangegangen Jahren wurden bereits mehrere Versuche, ausgehend durch Pfarrer Josef Dürnegger, über den Darlehnskassenverein zur Errichtung eines Elektrizitätswerk gemacht. Die Ansätze scheiterten jedoch immer an den Wasserrechteinhabern und hauptsächlich an den Forderungen des Besitzer der zwischen Duftbräu und Sägmühl gelegenen Hampersäge. Die Projekte gingen aus von einem großen Stauweiher am Bruchfeld und eine Druckrohrleitung bis vor der Hampersäge, um dort das Kraftwerk zu errichten und so den Forderungen des Besitzers der Hampersäge auszukommen,oder einen großen Stauweiher am Hinterberg mit einem Stollen nach Schweibern und eine Druckrohrleitung bis hinunter nach Gern zu legen, um an einem dort zu errichteten Kraftwerk den ganzen Höhenunterschied von 230 m zu nutzen. Pfarrer Dürnegger erhoffte sich auch mit der erzeugten Kraft eine Anlage zur Herstellung von Kunstdünger betreiben zu können, da das Rohmaterial Kalkstein reichlich vorhanden war.  Der mit Pfarrer Dürnegger eng verbundene Baumeister Peter Schauer aus Achenmühle,Bürgermeister der Gemeinde Höhenmoos, hatte bereits die Höhenmessungen vorgenommen. Aber alle Bemühungen scheiterten an den Rechteinhabern. Da nach dem Krieg Öl und Spiritus immer mehr eingeschränkt wurde, wuchs der Wunsch nach elektrischen Licht und einer Kraftquelle immer mehr. Wieder griff Pfarrer Dürnegger den Plan zur Stromerzeugung auf. Diesmal mit dem Gedanken, das Wasser nach der Sägmühl bei Leger aufzufangen und nach Gern abzuleiten, so daß auch die große Lösung mit einer Leitung vom Hinterberg nachträglich noch möglich ist. Diese vorerst kleine Lösung hatte Aussicht auf Genehmigung und die Gründung der Genossenschaft kam zustande. Auch die Gemeinde Höhenmoos hatte sich der Genossenschaft angeschlossen. Bei der Versammlung heute vor 75 Jahren erklärten 189 Anwesensbesitzer ihren Beitritt zur Genossenschaft. 710 gezeichnete Anteile bildeten ein Vermögen von 355 000.- Mark. Bei der Wahl zum Vorstandsvorsitzenden wurde Josef Bogenhauser aus Oberleiten gewählt.Als weitere Vorstände wurden gewählt: Stuffer Michael, Holzmann; Estermann Josef, Grainbach; Stuffer Andreas, Gern; Daxer Josef, Törwang und Lechner Felix, Höhenmoos. In den Aufsichtsrat wurde gewählt:Pfarrer Dürnegger; Schmidt Josef, Törwang; Stuffer Michael, Siegharting und Möderl Josef, Schaurain. Im Herbst 1919 wurde mit dem Bau der Anlagen begonnen. Durch die voranschreitende Geldentwertung stiegen die Kosten gewaltig an. Bei der Generalversammlung am 25. März 1920 wurden die Kosten bereits mit zwei Millionen Mark angegeben. Da das Material bereits eingelaufen war, wurde an die Mitglieder die Frage gestellt, die bereits errichteten Anlagen abzureißen und das Material zuverkaufen, oder die hohen Kosten zu tragen. Bei einem Verkauf der Ware wurde jedem Mitglied ein Gewinn von 1000,-- Mark in Aussicht gestellt. Einstimmig war man für die Fortsetzung des Werkes. Der Darlehnskassenverein Samerberg gab seinen letzten Pfennig. Nachbarsvereine halfen wiederholt aus und die Mitglieder der Genossenschaft gingen in das Holz oder opferten gar manches Stück Vieh, um das begonnene Werk zu Ende führen zu helfen.  17 Genossen aus der Gemeinde Höhenmoos wurden scheu und stiegen aus. Es kam jedoch nicht zur Ausscheidung der Gemeinde Höhenmoos. Laut Beschluß war die Leitung in der Gemeinde Höhenmoos durchzuführen, gleichgültig, wie viel sich daran anschließen wollten.

 

"Rosenheimer Anzeiger"
Nr. 202,   30.08.1920 Törwang, 30.Aug.

Das neue Elektrizitätswerk, das für die Bewohner des Samerberges von größter Bedeutung ist, geht nach einjähriger Bauzeit seiner Vollendung entgegen. Es wird schon in allernächster Zeit in Betrieb genommen werden. Die ganze Anlage ist nach dem neuesten Stand der Technik ausgeführt; Maschinen und Turbinen sind neuesten Modells. Die Bauarbeiten besorgte Baumeister Peter Schauer in Höhenmoos zu größter Zufriedenheit. Die Hausleitungen montiert die Firma Schmitz in Rosenheim. Mit dem Werke, dessen Stauweiher und Maschinenhaus übrigens landschaftlich herrlich liegt, haben sich Gemeinsamkeitssinn und Fortschrittsgeist der Samerberger ein schönes Denkmal gesetzt. Trotz der erheblichen Schäden des vorjährigen Hagelschlages hat dieser tatkräftige Stamm den Mut und die Schaffensfreudigkeit nicht verloren. Eine Anzahl beherzter Männer tat sich zur Aufbringung, der für eine Landgemeinde sehr erheblichen Mittel, zusammen. Über ein Kurzes wird das ganze Samerberg-Gebiet auf das beste mit Licht und Kraft versorgt sein.

Am 1. September 1920, war es dann so weit. Das erste Drittel des Versorgungsgebiet wurde dem Betrieb übergeben. Am 1. Oktober das zweite Drittel und ab 15. Oktober 1920 war die ganze Anlage in Betrieb gesetzt

"Rosenheimer Anzeiger "
Nr. 205,   02.09.1920

Die Elektrizitätsversorgung vom Samerberg und Umgebung

Zur Ergänzung der Ausführungen über das bedeutsame Werk (siehe Rosenheimer Anzeiger vom Montag) wird uns von fachmännischer Seite noch mitgeteilt: Die Anlagen dafür sind auf genossenschaftlichem Weg durchgeführt und dieser Tage dem Betrieb übergeben worden. Das Versorgungsgebiet erstreckt sich von Roßholzen bis Frasdorf. Es umfaßt die Gemeinden Törwang, Steinkirchen, Roßholzen, Teile von Nußdorf und Apfelkam, Grainbach, Achenmühl, Höhenmoos, Westerndorf bei Frasdorf und die dazwischen liegenden Einödhöfe und Ortschaften, also den ganzen Samerberg. Für die Elektrizitätsversorgung dieses Gebietes gab es 2 Möglichkeiten, Anschluss an die Überlandzentrale oder Selbstversorgung. In beiden Fällen war das umfangreiche Leitungsnetz im Versorgungsgebiet von den Bewohnern selbst herzustellen und zu unterhalten. Bei der Selbstversorgung, für die im Vorjahr endgültig die Entscheidung gefallen ist, bleibt das wertvolle Material Eigentum des versorgten Gebietes, bei Anschluss an die Überlandzentrale hätte dasselbe abgetreten, die Unterhaltungspflicht aber übernommen werden müssen. Für die Selbstversorgung war dann noch mit ausschlaggebend die bekannte Überlastung der Oberbayerischen Überlandzentrale und die ständige Preissteigerung.

Im Frühjahr vorigen Jahres wurde an die Gründung der Genossenschaft zur Elektrizitätsversorgung des Samerberges und Umgebung geschritten und zu deren Vorstand der im Genossenschaftswesen erfahrene J. Bogenhauser, Bauer in Steinkirchen gewählt. Der furchtbare Hagelschlag im vergangenen Sommer verschleppte die Inangriffnahme des Werkes, so dass es Herbst wurde, bis man sich wieder aufraffte. Dann ging es aber energisch an die Arbeit, sodass die Fertigstellung in 10 Monaten erfolgen konnte. Die Pläne wurden von Zivilingenieur Hallinger in München geliefert, der der Genossenschaft auch beratend zur Seite stand. Die Bauarbeiten wurden von einheimischen Handwerksmeistern durchgeführt. Sie standen unter Leitung des Baumeisters Schauer in Achenmühl. Die umfangreiche elektrische Ausrüstung und die Leitungsanlage wurde von den Siemens-Schuckert-Werken geliefert und von der Firma Schmitz Rosenheim installiert. Die Turbinendruckrohrleitung ging aus der Werkstätte Voggenauer, Rosenheim hervor, während die Turbine von Escher&Wyss in Ravensburg geliefert wurde. Für die Durchführung des Werkes wurden bis heute 2 Millionen ausgegeben, die Gesamtkosten werden 2,5-2,8 Millionen Mark betragen. Sie wurden aus eigenen Mitteln in der Umgebung aufgebracht, so dass fremde Gelder oder Bankanlehen nicht in Frage kamen.

Die Elektrizitätsversorgung stützt sich auf die Wasserkräfte des Fludererbaches, die von der Genossenschaft vollständig erworben worden sind. Zur Ausnutzung kam aber vorerst nur das Gefälle unterhalb der Sägmühle mit 55 Meter, während das Gesamtgefälle mit 230 Meter für eine Erweiterung des Werkes zur Verfügung ist. Das Nutzwasser wird vom Fludererbach seitlich abgeleitet und zu einem neu geschaffenen Speicherweiher mit 20 000 cbm Wasserinhalt geführt. Von hier zweigt die Druckrohrleitung ab. Diese führt im Steilgefälle nach dem Krafthaus im Mühltal. Das Krafthaus wurde neu erbaut. Dasselbe enthält den Maschinen-und Hochspannungsraum, während im 1. Stock eine Wohnung vorgesehen ist. Im Maschinenraum ist zunächst ein Maschinensatz für 160 PS.- Leistung untergebracht, während ein 2. in kurzer Zeit folgen soll. In seinem heutigen Ausbau kann das Werk jährlich rd. 800 000 Kilowattstunden abgeben. Bei der Erweiterung steigert sich die Leistung auf das 2- 2 1/2fache, also auf rd. 360 PS. Im Kraftwerk wird Drehstrom mit    5 000 Volt Spannung erzeugt und in das Hochspannungsnetz weitergeleitet. Die Hochspannungsfernleitung durchzieht das ganze Versorgungsgebiet, sie besitzt eine Länge von 35 Kilometer. In das Hochspannungsnetz sind 12 Transformatoren eingeschaltet. Von diesen zweigen die Niederspannungsleitungen ab, die einschließlich Ortsnetze eine Länge von 40 Kilometer aufweisen und noch in der Erweiterung begriffen sind. Bis heute sind 70 Motoren von 2-60 PS-Leistung und außerdem 2 500 Lampen angeschlossen. Die Einrichtung des Werkes ist so getroffen, dass jederzeit ein Zusammenschluss mit der Oberbayerischen Überlandzentrale herbeigeführt und nach derselben Strom abgeliefert werden kann. Das wasserpolizeiliche Verfahren für die Anlage war trotz schwieriger Verhältnisse der Mühewaltung des Bezirksamtes Rosenheim in kurzer Zeit einwandfrei erledigt.

Die Durchführung des Werkes fiel in die Zeit der größten Verteuerung. Manches Stück Wald und Vieh musste zur Aufbringung der großen Auslagen veräußert werden. Heute ist das Werk, wenn auch im Ausbau noch nicht abgeschlossen, so doch vollendet anzusehen. Mit Stolz dürfen die weitblickenden Männer des Samerberges auf das Geschaffene zurückschauen. Die Bedeutung der gemeinnützigen und genossenschaftlichen, gegenseitigen Unterstützung tritt bei der Samerberger-Anlage so recht zutage. Auf keinen anderen Weg hätte sich die einheitliche Versorgung der weit von einander abgelegenen Ortschaften und zerstreut gelegenen Einzelhöfe der dortigen Gegend durchführen lassen. Hier mußten alle für einen und einer für alle eintreten. Manche Außenstehende werden diesem Beispiel noch folgen. Die für die Ernährung von Rosenheim und Umgebung so wichtige Landwirtschaft des Samerberges, das Kleingewerbe und Handwerk der dortigen Gegend wird durch die neue Elektrizitätsversorgung kräftig unterstützt. Möge das Werk sich weiter entwickeln und von wirtschaftlichen Erfolgen begleitet sein.

So wars in der Zeitung am 2. September 1919 zu lesen.  

Um für die wasserarme Zeit, eine Reserve zu haben, wurde mit dem Tonwerk Acherting, indem eine Dampfmaschine, mit 40 PS Leistung, zur Stromerzeugung stand ein gegenseitiger Stromlieferungsvertrag abgeschlossen. Da der Stromverbrauch, viel größer war als angenommen, mussten sofort Erweiterungsmaßnahmen ergriffen werden. Im Frühjahr 1922, ist für das Werk Gernmühle eine Freistahlturbine, mit einem 160 PS Generator bestellt worden. Im Tonwerk Acherting wurde mit einer 2/3 Beteiligung durch die Genossenschaft, eine neue Dampfmaschine mit 200 PS Leistung angeschafft. Durch die immer schneller steigende Inflation, war die Beschaffung sehr schwierig. Nach dem Einbau der vorgenannten Maschinen, war man sehr stolz, dass das Werk jetzt 3fach genäht ist und somit für alle Zeiten genügend Strom zur Verfügung steht. Für die Triebwerksbesitzer des Mühltals und der Gemeinde Nußdorf, musste um eine gleichmäßige Wasserführung zu gewährleisten, in Gernmühle ein Ausgleichsweiher gebaut werden. Der Weiher konnte am 20.Febr. 1923, seiner Bestimmung übergeben werden. Die hohe Schuldenlast, die Betreuung und Organisation des 7 Gemeinden umfassenden Stromversorgungsunternehmen brachte in den weiteren Jahren oft viel Unruhe unter die Genossen. Es ist von manchen Unstimmigkeiten in den Protokollen zu lesen. Im Januar 1927 verstarb der Gründungsvorstandvorsitzende Josef Bogenhauser. Den Nachfolgern hinter blieb kein einfaches Erbe. Hypotheken mussten auf Privatanwesen übernommen werden und viele Darlehensprobleme, die durch die Aufwertungsstelle im Amtsgericht Rosenheim behandelt wurden, mussten abgewickelt werden.

1930 konnte von dem E-Werkbesitzer Sewald das Anwesen mit Kraftwerk in Sägmühl erworben werden. Das Kraftwerk Sägmühl hatte zu dieser Zeit noch keine hohe Leistung, weil ihr das Wasser erst nach der Hampersäge zur Verfügung stand. Der immer steigende Stromverbrauch brachte die Genossenschaft in wasserarmen Zeiten immer wieder in große Bedrängnis. Das große Projekt Stauweiher am Hinterberg mit Ausnutzung des ganzen Gefälle wurde wieder aufgegriffen. Mehrere Planungen lagen vor. Nach langem hin und her hatte man sich 1937 für einen Stauweiher am Hinterberg mit einem Fassungsvermögen von 22 500 m³ auf Höhe 830 m festgelegt. Um die Wasserfälle, auf die der Naturschutz immer schon besonders Wert legte nicht trocken zulegen, sollte am Stauweiher eine Bachregulierwerk entstehen. Von einem Sammelbecken, nach dem Regulierwerk, sollte ein Stollen nach Schweibern das Wasser führen und von dort eine Druckrohrleitung bis hinunter nach Gern verlegt werden. Das Kraftwerk Sägmühl sollte dann aufgelassen werden.

Endlich am 13.07.37 wurde durch die Energieaufsichtsbehörde und dem Reichswirtschaftsminister das große Projekt genehmigt. Am 10. 02. 1938 erfolgte eine Zuteilung von 136 Tonnen Eisen. Einige Einwände verzögerten den Baubeginn und der ausbrechende Krieg verhinderte die Ausführung.

Für die größte Not wurden während des Kriegs mehrere Verbesserungen im Kraftwerk Sägmühl geschaffen. Nach dem Krieg war das große Projekt, Hinterberg nicht anzugehen und man begann 1946 mit dem Bau des Kraftwerk, Mühltal. 1947 wurde in Gernmühle die erste Dieselanlage aufgestellt. Nach der Fertigstellung der Anlage Mühltal 1948, das nur ein Tropfen auf einen heißen Stein war, ging man sofort wieder an das Projekt Hinterberg.

1950 lag wieder eine voll ausgearbeitete Planung auf dem Tisch. Eine Stauanlage mit 40.000 m³ auf Höhe 837m sollte entstehen und das Wasser durch einen Stollen nach Schweibern und eine Rohrleitung bis zum Weiher nach Leger bringen. Das neue Kraftwerk sollte am Stauweiher in Leger auf Höhe 640 m gebaut werden und hätte somit einen Höhenunterschied von fast 200 m aufzuweisen gehabt. Aus Naturschutzgründen, Finanzierungs- und Wasserrechtsproblemen konnte trotz vieler Verhandlungen keine Einigung erreicht werden. Der Nachwelt hinterblieben somit dutzende von Plänen, Berechnungen und mehrere hundert Seiten Schriftverkehr, die von der Bemühung der Genossenschaft zur Erfüllung ihrer Versorgungsaufgabe zeugen.

Kraftwerk SägmühlWährend einer Vorstands- und Aufsichtsratssitzung im Genossenschaftslokal in Törwang verstirbt im Sept. 1952 der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Geistl. Rat Josef Dürnegger. Mit dem Ableben von Peter Schauer Achenmühle 1954, verlässt der letzte der großen drei Gründungsmitglieder die Genossenschaft. Die Namen Bogenhauser, Dürnegger und Schauer sind auf einer Ehrentafel am Hauptwerk in Gernmühle für immer verewigt. 1956 konnte man sich mit Behörden und den Grundanliegern einigen und an der Duftbräubrücke auf Höhe 778 m einen Stauweiher mit einem Fassungsvermögen von 3000 m³ bauen.

Mit einem Höhenunterschied von fast 140 Metern versorgt die Stauanlage, das erweiterte Kraftwerk Sägmühl und ermöglichte somit fast eine Leistungsverdoppelung des EW Samerbergs.

Der immer weiter steigende Stromverbrauch, war nicht aufzuhalten und so wurden 1961 Verhandlungen mit den Isar-Amperwerken, wegen eines Verbunds, aufgenommen. Das Ergebnis brachte den Bau der Umspannstation in Roßholzen und den Verbund mit den Isar-Amperwerken im Jahr 1962. Aufgrund des schwachen Leitungsnetzes und immer größerer Anschlußnehmer kam man Ende der sechziger Jahre wieder in Schwierigkeiten. So wurde bei der Generalversammlung 1968, an die Genossenschaft die Frage gestellt, ob mit den Isar-Amperwerken Verhandlungen, wegen eines Verkaufs des Leitungsnetzes, aufgenommen werden sollen.

Bei 135 schriftlich abgegebenen Stimmen, waren 127 Genossen, für die Aufnahme von Verhandlungen.

Am 15.Dez. 1968 war die erste außerordentliche Generalversammlung in der Angelegenheit. Von 163 Genossenschaftsmitgliedern stimmten 116 für den Verkauf, 34 waren dagegen, der Rest waren Enthaltungen und ungültige Stimmen. Die zweite und entscheidende außerordentliche Generalversammlung, wegen des Verkaufs, war am 19.Jan. 1969. Für den Verkauf war eine 3/4 Mehrheit der Mitglieder erforderlich. Bei 3 Enthaltungen stimmten von 187 Genossenschaftsmit- gliedern 154 für den Verkauf und 30 gegen den Verkauf.

Die Versorgungsberechtigung wurde noch im Januar 1969 an die Isar-Amper- Werke verkauft (ca. DM 600 000). Die Verhandlungen für die I A W führte der heutige Leiter der Regionaldirektion Süd Herr Badstübner. Die I A W stellten mit einer Investition von 2,4 Millionen die Mittelspannung des ganzen Gebiets von 5 auf 20 kV um und erneuerten das komplette Niederspannungsnetz. Aufgrund der allgemeinen Energiesituation, sahen viele Genossenschaftsmitglieder auch keinen Sinn mehr, in der Erhaltung der E.-Werke. Die Ertragsmöglichkeit mit der Stromerzeugung war sehr gering. Die Zahl der Mitglieder wurde immer kleiner. Die Generalversammlung, am 22.11.74 stimmte über den Fortbestand der Genossenschaft ab. 102 Mitglieder stimmten wie folgt ab. 29 Genossen für die Auflösung, 65 Genossen gegen die Auflösung, 8 hatten sich enthalten.

Dies war in groben Zügen, 75 Jahre Elektrogenossenschaft, hauptsächlich auf die Gründung und die Entstehung der Werke zugeschnitten. Viele Persönlichkeiten aus Vorstand, Aufsichtsrat , den Angestellten und den Mitgliedern wären zu nennen. Sie sind oft mit großen Einsatz im Dienste der Allgemeinheit für die Sache eingestanden. In der Gründungszeit haben einige sogar mit ihren persönlichen Besitz für das Unternehmen gebürgt.

Den Unternehmungsgeist und die Tatkraft unserer Vorfahren, die in nur 10 Monaten mit einfachsten Mitteln einen Stausee, eine Druckrohrleitung, ein Kraftwerk, über 70 Kilometer Freileitung und die dazugehörigen Hausanschlüsse hergestellt haben, können wir heute nur bewundern. Das Schöne an der Sache ist, dass wir die Stromerzeugungsanlagen heute noch betreiben können und in den Dienst der Verbraucher stellen können.   Für die Zukunft der Elektrogenossenschaft Samerberg und Umgebung, werden wir die momentan gute Ertragsmöglichkeit ausnützen und weiterhin die Anlagen modernisieren und automatisieren, um die umweltfreundliche Stromerzeugung so gut wie möglich für die Zukunft zu sichern.

Oktober 1994
Josef Huber Vorstand